Gradiva, 1933.

Schreibfeder und Tusche auf Sandpapier.

Staatliche Graphische Sammlung, München.

 

 

In vielen der nach seiner Rückkehr aus Paris und dem richtungweisenden Besuch bei Pablo Picasso entstandenen Arbeiten ist dessen kubistischer Stil aus der Blauen und der Rosa Periode mit seinen lang gestreckten Figuren, den flachen Körpern, den klaren Silhouetten der Zeit um 1925 deutlich abzulesen, er übernahm zeitweise auch die mannigfaltigen Raumverlagerungen und Zweideutigkeiten des Kubismus sowie die sich etwa um 1919 entwickelnden Anstrengungen des Neoklassizismus. Er malte aber auch futuristisch und pointillistisch und blieb trotzdem auch seinem romantischen Realismus, den Picasso in Junges Mädchen am Fenster so gelobt hatte, noch treu.

Es muss lohnend gewesen sein, eine große Anzahl der originalen Arbeiten Picassos aus allen diesen Phasen seiner Karriere zu betrachten. Ganz besonders aber hatte ihn ein Bild beeindruckt: die Drei Tänzer (1925) von Picasso, das auf den kürzlichen Tod von Ramon Pichot anspielt, dessen Silhouette am Fenster rechts erkennbar ist. Und es ist ganz natürlich, dass sich der Einfluss von Picasso auf Dalí auch nach 1926 und dem Besuch in der Rue de la Boetie noch bemerkbar machte. Darauf sind schließlich seine verlängerten Figuren, flachen Gestalten, knackigen Konturen und hellen, im kubistischen Stil von Picasso der Mitte der 1920er Jahre sichtbaren Farben zurückzuführen (von denen alle Elemente in den Drei Tänzern sichtbar sind). Aber gleichzeitig entwickelte Dalí seinen bereits vorher in seinen Arbeiten aufgetauchten Realismus weiter. Und es ist deutlich, dass er nach seinem eigenen Stil suchte.

Salvador Dali hatte sich in Paris wohlgefühlt und spielte nun mit dem Gedanken, ganz dorthin zu übersiedeln. Da er ja aber noch immer an der Akademie immatrikuliert war, musste er sich etwas einfallen lassen. Seine Überlegung erwies sich als ebenso einfach wie wirksam: er verweigerte die Teilnahme am Abschlussexamen mit der Begründung, seine Lehrer seien nicht in der Lage, ihn zu beurteilen. Daraufhin wurde er am 20. Oktober 1926 auf einen königlichen Erlass hin exmatrikuliert. Später berichtete er:

Die Motive meines Handelns waren einfach: Ich wollte ein für allemal mit der Akademie und mit dem ausschweifenden Leben in Madrid Schluss machen; ich wollte gezwungen sein, all dem zu entfliehen und nach Figueres zurückzugehen, um ein Jahr lang zu arbeiten und danach zu versuchen, meinen Vater zu überzeugen, dass es zweckmäßig sei, mein Studium in Paris fortzusetzen. Wäre ich einmal dort, würde ich dank der mitgebrachten Arbeiten definitiv die Macht ergreifen!