4. Eisenschuh aus Syrien, 800 v. Chr., Musée Bally, Schönenwerd, Schweiz.

 

 

Von der Antike bis heute

 

 

Die Vorgeschichte

In vorgeschichtlicher Zeit scheint man Schuhe nicht gekannt zu haben, denn alle uns bekannten Fußspuren stammen von nackten Füßen. Aber in Spanien entdeckte, vor etwa vierzehntausend Jahren entstandene Höhlenmalereien aus der Altsteinzeit zeigen schon die Menschen der jüngeren Altsteinzeit mit Pelzstiefeln. Nach Aussage des Abbé Breuil (1877 bis 1961), eines französischen Paläontologen und Experten für Vorgeschichte, bedeckte der Mensch des Neolithikums seine Füße mit Fellen, um sich vor den Unbilden der Witterung zu schützen.

Auch wenn wir über keine konkreten Beweise verfügen, scheint es, dass der Mensch immer instinktiv darauf bedacht war, seine Füße zu schützen, um sich fortbewegen zu können. Das Schuhwerk war in seinen Anfängen also zweifellos ausschließlich zweckbestimmt. Einen klaren Beweis hierzu liefert uns der so genannte Ötzi, der mumifizierte Mensch, den man in einer Gletscherspalte in Tirol fand. Er trug „Stiefel“, die noch hervorragend erhalten waren. Aus Leder hergestellt, dienten sie vor allem dem Schutz der Füße und waren dazu gedacht, ihm die Überwindung großer Entfernungen zu ermöglichen, die er als Händler zurücklegen musste. Erst im alten Ägypten entwickelte das Schuhwerk auch einen ästhetischen Reiz, es diente der Prachtentfaltung und ließ den gesellschaftlichen Rang seines Trägers erkennen.

 

Antike
Der Schuh in den großen Kulturen der Antike

Im 4. Jahrtausend vor Christus entwickeln sich in Mesopotamien und Ägypten die ersten großen Kulturen. Dort bilden sich die drei Haupttypen des Schuhs heraus: Schuh, Stiefel und Sandale. Eine archäologische Expedition entdeckte 1938 in einem Tempel der Stadt Tell Brak in Syrien einen Schnabelschuh aus Ton. Er entstand vor mehr als 3000 Jahren vor Christus und belegt Gemeinsamkeiten zwischen dieser Stadt und der Kultur der Sumerer von Ur in Mesopotamien.

Ungefähr 2600 Jahre vor Christus findet man Darstellungen von Schnabelschuhen auf zylindrischen Siegeln aus der Epoche Akkad. Dieser Schuhtyp unterscheidet sich von dem syrischen Modell durch eine viel höhere Schnabelspitze. Dieser mit einem Pompon verzierte Schuh ist in der Folge ausschließlich für den König bestimmt. Die von den Eroberern aus den Bergen mitgebrachte Schnabelform, die sich dort aus der Bodenbeschaffenheit erklärt, wird später im Königreich Akkad zur gängigen Schuhform, sie breitet sich dann auch in Kleinasien aus und wird Bestandteil der Nationaltracht der Hethiter.

Viele Basreliefs, wie die im Heiligtum von Yazilikaya (Türkei) aus dem Jahre 1275 vor Christus, legen davon Zeugnis ab. Die Phönizier, große Seefahrer, tragen zur Verbreitung des spitzen Schuhs in Zypern, Mykene und auf Kreta bei. Auf den Fresken in den kretischen Palästen, die Spiele und Zeremonien am königlichen Hof zeigen, ist er dargestellt. Die Gemälde, die das Grab von Rekhmire (18. Dynastie in Ägypten, 1580 bis 1588 vor Christus) schmücken, zeigen Kreter mit spitzen Stiefeln, ein Hinweis auf Beziehungen zwischen Kreta und Ägypten in jener Epoche.